Die Machthaber entlarvten sich
Die Lehren von Origenes waren den damaligen Machthabern ein Dorn im Auge. Je mehr sich die weltlichen Herrscher auch ins Zentrum der christlichen Institutionen setzten, desto stärker wurde ihnen Origenes zum Feind.
Somit sind die wichtigsten Differenzen der christlichen Lehrmeinungen zwischen den Machthabern und denjenigen, die die Lehre von Origenes vertraten, in mehreren Bannflüchen ersichtlich.
Wer also wissen möchte, woran die führenden Theologen in den ersten fünf Jahrhunderten des Christentums glaubten, muss nur diese Bannflüche genau studieren.
Durch das Lesen der folgenden drei Abschnitte wird ersichtlich, wie sich die damaligen Machthaber mit ihren Bannflüchen selbst entlarvten.
1. Wieso Bannflüche gegen Origenes?
Die Ursachen der Kluft zwischen dem unverfälschten Frühchristentum und den modernen christlichen Lehren: Die Bannflüche des Kaisers Justinian von 543 und des Konzils von Konstantinopel von 553
Bis heute versucht insbesondere die katholische Kirche, den gläubigen Christen das Bild zu vermitteln, dass die von ihr verbreiteten Lehren auf einer Tradition beruhen würden, die bis ins Frühchristentum zurückreiche. In Tat und Wahrheit wurde jedoch die Verbreitung der unverfälschten, frühchristlichen Lehren im sechsten Jahrhundert nach Christus durch den oströmischen Kaiser Justinian und die römische Kirche gewaltsam beendet, indem Kaiser Justinian im Jahre 543 und die römische Kirche im Jahre 553 gegen die Inhalte der grundlegendsten Lehren des Frühchristentums Bannflüche aussprachen. Wer wissen möchte, woran die führenden Theologen in den ersten fünf Jahrhunderten des Christentums glaubten (im Gegensatz zu den Lehren, welche die Kirchenfürsten der darauffolgenden 1500 Jahre verbreiteten und die grösstenteils bis heute von den christlichen Landeskirchen verkündet werden), muss nur diese Bannflüche genau studieren. Ein solches Studium wird jeder Person die Augen dafür öffnen, dass ein Grossteil der Lehren, die nach wie vor im modernen Christentum verbreitet werden, geradezu das Gegenteil der frühchristlichen Glaubensüberzeugungen bilden und dass es dem oströmischen Kaiser Justinian und der römischen Kirche gelang, über das ursprüngliche, unverfälschte Christentum bis heute – bildlich gesprochen – eine römische Zwangsjacke zu stülpen. Nach bald anderthalb Jahrtausenden wäre es endlich an der Zeit, dass sich die gläubigen Christen von diesem römischen Korsett befreien und dadurch die Wege zum wahren, ursprünglichen Christentum wieder finden. Im Folgenden soll anhand der Bannflüche des oströmischen Kaisers Justinian und der römischen Kirche aus den Jahren 543 und 553 das unverfälschte frühchristliche Glaubensverständnis dargestellt werden.
2. Das Frühchristliche Menschenbild
In den allermeisten modernen christlichen Kirchen wird die Auffassung vertreten, die Existenz jedes einzelnen Menschen beginne frühestens mit dessen irdischer Zeugung. Wenn jedoch die Existenz jedes einzelnen Menschen an einen irdisch-materiellen Prozess (d.h. an die Entstehung und Entwicklung des irdischen Körpers des Menschen) gekettet wird, so wird diese Existenz von der irdischen Materie abhängig gemacht, und konsequenterweise müsste die Persönlichkeit des Menschen mit seinem irdischen Tod und der daran anschliessenden Verwesung seines materiellen Körpers enden. Für Menschen, deren Denken von einem derart materialistischen Menschenbild geprägt ist, ist es kaum vorstellbar, dass der Mensch nach seinem irdischen Tod ohne einen materiellen Körper weiterleben kann. Dementsprechend wird in zahlreichen christlichen Kirchen nach wie vor an der Vorstellung einer fleischlichen Auferstehung festgehalten: Ein Teil der verstorbenen Menschen werde am sog. Jüngsten Tag aus den irdischen Gräbern mit irdisch-fleischlichen Leibern in die himmlische Welt auferstehen.
Im Gegensatz zum Dogma der fleischlichen Auferstehung, das nach wie vor in vielen modernen christlichen Glaubensgemeinschaften verbreitet wird, waren die frühen Christen davon überzeugt, dass der Mensch nach seinem irdischen Tod als geistiges Wesen (d.h. vollständig befreit von seinem irdisch-fleischlichen Körper) im Jenseits weiterlebt. Der Verbreitung genau dieses frühchristlichen Glaubens an eine Auferstehung ohne den irdisch-fleischlichem Körper setzte die römische Kirche mittels des folgenden Bannfluches, der anlässlich des Konzils von Konstantinopel im Jahr 553 über Origenes verhängt wurde, ein gewaltsames Ende:
[Zehnter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, der Auferstehungsleib des Herrn sei von ätherischer Gestalt, und von gleicher Art seien auch die Auferstehungsleiber der anderen [Menschen]; der Herr habe zuerst seinen [menschlichen] Leib abgelegt und das gleiche würden alle anderen [Menschen] tun, und so werde auch die physische Natur [der Erde dereinst] aufgelöst – den treffe der Bannfluch!
Die frühen Christen waren nicht nur davon überzeugt, dass der Mensch nach seinem irdischen Tod als geistiges Wesen (d.h. vollständig befreit von seinem irdisch-fleischlichen Körper) im Jenseits weiterlebt, sondern sie lehrten auch, dass jeder Mensch vor seiner irdischen Geburt bereits als Persönlichkeit im Jenseits gelebt hatte. Diese Lehre von der sog. Präexistenz der menschlichen Persönlichkeit (d.h. von einem Leben jedes einzelnen Menschen vor seiner irdischen Geburt) bildete einen Kernpunkt der frühchristlichen Glaubensüberzeugung. Im Gegensatz zum Menschenbild, das nach wie vor in den allermeisten modernen christlichen Kirchen verbreitet wird (wonach die Existenz jedes einzelnen Menschen frühestens mit dessen irdischer Zeugung beginnen soll), gingen die frühen Christen – aufbauend auf der von ihnen vertretenen Präexistenzlehre – davon aus, dass die Entstehung und die Existenz der Persönlichkeit des Menschen vollständig von der irdischen Materie unabhängig sind, und dementsprechend lehrten sie auch keine fleischliche Auferstehung.
Nach dem Glaubensverständnis der frühen Christen wurde die Persönlichkeit eines jeden Menschen vor Urzeiten in der hohen jenseitigen Welt erschaffen, und zwar als vernunftbegabtes Wesen mit einem freien Willen mit dem Ziel, dass sich dieser freie Wille nach dem Guten ausrichtet. Auf die grundlegendste theologische Frage, weshalb in der irdischen Welt derart viel Bosheit und Elend herrschen, wenn die Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen von Gott in der hohen jenseitigen Welt als Vernunftwesen erschaffen wurde, vermochten die führenden Theologen des Frühchristentums eine klare Antwort zu geben: In der hohen jenseitigen Welt erhob sich vor Urzeiten ein hoher Geist aus Stolz und Eifersucht gegen Christi Königtum, und lange bevor das materielle Universum überhaupt entstand, vermochte dieser hohe Geist einen Teil der Vernunftwesen gegen Christus aufzuwiegeln. Diese vom sog. „Lichtträger“ (lateinisch Luzifer) angestiftete Revolution gegen das Königtum Christi ist der Urgrund des Bösen. Als der „Lichtträger“ und seine Anhänger in der hohen jenseitigen Welt in ihrer Verblendung den Versuch unternahmen, das Königtum Christi gewaltsam zu stürzen, wurden sie von Gott aus den sog. „Himmeln“ in den Hades gestürzt. Nach dem frühchristlichen Glaubensverständnis handelt es sich bei der gesamten Menschheit (d.h. bei allen Menschen, die in der Vergangenheit auf der Erde lebten und in der Zukunft auf der Erde leben werden mit Ausnahme der sog. Propheten und natürlich mit Ausnahme von Christus) um “Gefallene“, d.h. um die ehemaligen Anhänger des sog. Lichtträgers, die mit ihm zusammen in den Hades bzw. in die Unterwelt verbannt wurden.
Diese Lehren von der sog. Präexistenz der menschlichen Persönlichkeit und dem sog. Engelsturz bildeten die Kernpunkte der frühchristlichen Glaubensüberzeugung. Über genau diese zentralen frühchristlichen Glaubenslehren bzw. über Personen, welche diese verbreiteten, liess der oströmische Kaiser Justinian in seinem Verdammungsedikt von 543 den Bannfluch aussprechen, indem er Folgendes anordnete:
[Erster Bannfluch des Verdammungsedikts des Kaisers Justinian:] Wer behauptet oder glaubt, die Seelen der Menschen hätten schon vor ihrer Geburt bestanden; sie seien einstmals Vernunftwesen gewesen und hätten heiligen Mächten angehört; sie seien dann der göttlichen Schau überdrüssig geworden und hätten sich dem Bösen zugewandt; dadurch sei ihre Liebe zu Gott erkaltet, weshalb sie die Bezeichnung „Abgefallene“ erhielten; zur Strafe seien sie in [menschliche] Körper einverleibt worden – den treffe den Bannfluch!
Die römische Kirche schloss sich zehn Jahre später dem Bannfluch des oströmischen Kaisers Justinian an, indem sie im Jahr 553 anlässlich des Konzils von Konstantinopel insbesondere die folgenden Bannflüche aussprach:
[Erster Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer die erdichtete Existenz der Seele vor der Menschwerdung und die daraus folgende Notwendigkeit einer phantastischen Heimführung [Apokatastasis, “Wiederherstellung“] vertritt, den treffe den Bannfluch!
[Zweiter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, Ursprung aller Vernunftwesen seien hohe Geister ohne [grob]stoffliche Körper gewesen, und die alle hätten eine Einheit gebildet durch ihr göttliches Bewusstsein in ihrer Kraft und Wirkungsmöglichkeit sowie in ihrer Einigkeit mit dem ‘Wort Gottes‘ [Christus]; mit der Zeit aber habe sie Überdruss erfasst, Gott zu schauen, und so hätten sie sich dem Bösen zugewandt, ein jedes nach seiner Neigung […] – den treffe den Bannfluch!
[Vierter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, die Menschen gehörten zu jenen Vernunftwesen, die in ihrer Liebe zu Gott erkaltet und deshalb an dichtere Leiber gebunden worden seien; wer von ihnen übelster Bosheit anheimgefallen sei, die seien an kalte und finstere [Geist-]Leiber gebunden worden und hiessen Dämonen oder böse Geister – den treffen den Bannfluch!
[Fünfter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, aus dem Stand der Engel und Erzengel sei der Stand der Abgefallenen und aus diesen wiederum der Stand der Dämonen und Menschen entstanden; jede Ordnung der geistigen Mächte umfasse entweder nur höhere Wesen oder nur niedere oder bestehe aus höheren und niederen – den treffe der Bannfluch!
Aus dem soeben zitierten ersten Bannfluch des Konzils von Konstantinopel geht hervor, dass den Vertretern der römischen Kirche, die im Jahr 553 an diesem Konzil teilnahmen, sehr wohl bewusst war, dass die frühchristliche Präexistenzlehre (d.h. die Lehre vom Leben jedes einzelnen Menschen vor seiner irdischen Geburt) unmittelbar mit einer weiteren, äusserst bedeutsamen frühchristlichen Lehre zusammenhing. Die Rede ist von der Lehre der sog. “Apokatastasis“ (Wiederherstellung), d.h. von der Lehre der Heimführung aller gestürzten Wesen in ihre ursprüngliche geistige Heimat und damit von der Lehre der sog. Wiederherstellung des ursprünglichen, glückseligen Zustandes der gesamten göttlichen Schöpfung. Gemäss dieser zentralen frühchristlichen Lehre gibt es keine ewige Verdammnis, sondern das Endziel des göttlichen Erlösungsplanes besteht darin, dass alle gefallenen Vernunftwesen in ihre ursprüngliche Heimat in der hohen jenseitigen Welt zurückkehren können. Dass nach dem unverfälschten, frühchristlichen Glauben das Endziel des göttlichen Heils- und Erlösungsplanes die Errettung und Heimführung aller gestürzten Wesen (und damit gerade nicht die ewigen Verdammnis eines Teils der Menschheit) ist, weiss der allergrösste Teil der modernen Christenheit nicht, was darauf zurückzuführen ist, dass die römische Kirche der Verbreitung dieser ursprünglichen christlichen Glaubensüberzeugung nach ihrem Konzil von Konstantinopel von 553 n.Chr. gewaltsam ein Ende setzte. Das folgende Kapitel widmet sich dieser grundlegenden frühchristlichen Lehre von der Wiederherstellung des ursprünglichen, glückseligen Zustandes der gesamten göttlichen Schöpfung und deren Verbannung durch den oströmischen Kaisers Justinian und die römische Kirche.
[Zusammenfassend ist somit Folgendes festzuhalten: Im Gegensatz zu den Glaubensinhalten, die im überwiegenden Teil der heutigen christlichen Kirchen verbreitet werden, waren die frühen Christen der Überzeugung, dass jeder einzelne Mensch bereits vor der Zeugung bzw. Entwicklung seines irdischen Körpers existierte und dass das Ziel des göttlichen Erlösungsplanes nicht eine ewige Verdammnis eines Teils der Menschheit, sondern die Heimführung aller gestürzten Wesen in ihre ursprüngliche Heimat in der hohen jenseitigen Welt ist.]
3. Heils- und Erlösungsplan
Das Endziel des göttlichen Heils- und Erlösungsplanes: Die Errettung und Heimführung aller gestürzten Wesen
Die führenden Theologen des Frühchristentums waren davon überzeugt, dass der Zweck der irdisch-materiellen Welt in der sukzessiven Heimführung der gestürzten Vernunftwesen in die hohe jenseitige Welt und damit in der vollständigen Wiederherstellung der ursprünglichen, glückseligen göttlichen Ordnung besteht. Diese Wiederherstellung bzw. die Vollendung des göttlichen Heils- und Erlösungsplanes beschreibt der berühmte frühchristliche Theologe Origenes mit den folgenden Worten (De principiis I 6, 1 f., S. 215 ff.):
(Das Wort) „Ende“ lässt an eine „Vollendung“ der Dinge denken. […] Jedenfalls glauben wir, dass Gottes Güte durch seinen Christus die ganze Schöpfung zu einem einzigen Ende führen wird, in dem auch die Feinde unterworfen werden. Denn so sagt die heilige Schrift (Ps. 109 [110], 1): „So sprach der Herr zu meinem Herrn: setze dich zu meiner Rechten, bis ich die Feinde als Schemel unter deine Füsse lege.“ Wenn uns nicht ganz klar ist, was die prophetische Rede hier meint, so können wir es vom Apostel Paulus lernen, der klarer sagt (1 Kor. 15, 25): „Christus muss herrschen, bis dass er alle seine Feinde unter seine Füsse lege.“ Und wenn auch dieser klare Spruch des Apostels uns nicht genügend belehrt, was es heisst, die Feinde unter seine Füsse zu legen, so höre noch das, was bei ihm folgt (1 Kor. 15, 27): „Denn alles muss ihm unterworfen sein.“ Was ist das für eine Unterwerfung, in der Christus alles unterworfen sein muss? Ich meine, eben diese, in der auch wir ihm unterworfen zu sein wünschen; in der auch die Apostel und alle Heiligen ihm unterworfen sind, die Christus gefolgt sind. Denn das Wort „Unterwerfung“, wenn es unsere Unterwerfung unter Christus meint, bedeutet das Heil der Unterworfenen, das von Christus kommt, wie auch David sagte (Ps. 61 [62], 2): „Wird nicht meine Seele Gott unterworfen sein? Denn von ihm kommt mein Heil.“ Wenn wir eine solche Vorstellung vom Ende haben, wo „alle Feinde Christus unterworfen sind“, wo „als letzter Feind der Tod vernichtet wird“, wo „das Reich von Christus, dem alles unterworfen ist, dem Gott und Vater übergeben wird“ (vgl. 1 Kor. 15, 24-28): dann können wir von diesem Ende her auf den Anfang der Welt blicken. Denn immer ist das Ende dem Anfang ähnlich; und daher muss, so wie das Ende von allem eines ist, so auch ein Anfang von allem angenommen werden.
Dabei betont Origenes, dass mit der „Vernichtung des letzten Feindes“ in der Sprache der Bibel gerade nicht die Auslöschung der Existenz des Unterweltherrschers, sondern die Vernichtung seiner feindlichen, gegen Christus gerichteten Willensrichtung gemeint ist (De principiis III 6, 5, S. 657):
Darum heisst es denn auch, „der letzte Feind“, welcher „der Tod“ genannt wird [d.h. Luzifer], werde vernichtet (vgl. 1 Kor. 15, 26); es gibt also keine „Traurigkeit“ mehr, wo der Tod nicht ist (vgl. Offb. 21, 4), und keine Verschiedenheit, wo kein Feind ist. Die „Vernichtung des letzten Feindes“ ist aber so zu verstehen, dass nicht seine von Gott geschaffene Substanz vergeht, sondern seine feindliche Willensrichtung, die nicht von Gott, sondern von ihm selbst stammt. Er wird also vernichtet, nicht um (künftig) nicht zu sein, sondern um (künftig) nicht (mehr) „Feind“ und „Tod“ zu sein. Denn dem Allmächtigen „ist nichts unmöglich“ (vgl. Hiob 42, 2), und nichts ist unheilbar für den, der es gemacht hat. Denn er hat alles geschaffen, damit es sei, und was geschaffen ist, damit es sei, kann nicht nicht sein.
Diese Lehre von der vollständigen Wiederherstellung der ursprünglichen, glückseligen göttlichen Ordnung als Ziel des göttlichen Heils- und Erlösungsplanes bildete einen der Kernpunkte der frühchristlichen Glaubensüberzeugung. Über genau diese zentrale frühchristliche Glaubenslehre bzw. über Personen, welche dieser verbreiteten, liess der oströmische Kaiser Justinian in seinem Verdammungsedikt von 543 die folgenden Bannflüche aussprechen:
[Siebenter Bannfluch des Verdammungsedikts des Kaisers Justinian:] Wer behauptet oder glaubt, der Herr Jesus Christus habe eine neue Weltzeit eingeleitet und sei sowohl für die Menschheit wie auch für die Dämonen [des Totenreiches] am Kreuz gestorben – den treffe der Bannfluch!
[Neunter Bannfluch des Verdammungsedikts des Kaisers Justinian:] Wer behauptet oder glaubt, die Bestrafung der Dämonen und der gottlosen Menschen sei nur zeitlich und finde daher zu bestimmter Zeit ihr Ende und auch sie fänden den Weg zurück zum Vater wieder – den treffe der Bannfluch!
Die römische Kirche schloss sich zehn Jahre später diesen Bannflüchen des oströmischen Kaisers Justinian an, indem sie im Jahr 553 anlässlich des Konzils von Konstantinopel Folgendes anordnete:
[Zwölfter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, die himmlischen Mächte, alle Menschen, der Teufel und die bösen Geister würden sich [schliesslich] mit Gott untrennbar [wieder] vereinen, so wie jener göttliche Geist, den sie Christus nennen, der von göttlicher Gestalt war und sich, wie sie sagen, entäusserte, und dadurch werde es ein Ende des [jetzt noch gespaltenen] Königtums Christi geben – den treffe der Bannfluch!
[Dreizehnter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, Christus und alle Vernunftwesen werden [dereinst wieder] eins sein im Wesen, in der Erkenntnis und in der Macht und Befähigung zu allem; alle würden [wieder] zur Rechten Gottes sein wie der Christus, den sie lehren, ganz so, wie es vormals in der von ihnen erdichteten Präexistenz war – den treffe der Bannfluch!
[Vierzehnter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, es werde dereinst [wieder] eine einzige Einheit aller Vernunftwesen geben; [ab]gesondertes Dasein und zahlenmässige Verschiedenheit [der Geschlechter] werde es nach Auflösung der stofflichen Natur nicht mehr geben; der Erkenntnis der Vernunftwesen folge die Auflösung der [stofflichen] Welten, die Ablegung der [grobstofflichen] Körper, die Aufhebung der Namen [für Materielles]; vielmehr werde es [wieder] völlige Übereinstimmung in der Erkenntnis wie im Dasein geben, und es werde bei der erdichteten Wiederherstellung [Heimführung aller] nur noch Vernunft walten, wie es in jener Präexistenz der Fall war, von der sie faseln – den treffe der Bannfluch!
[Fünfzehnter Bannfluch des Konzils von Konstantinopel:] Wer behauptet, der Stand der Vernunftwesen werde [wieder] derselbe sein wie einst, ehe sie herabgestiegen oder gefallen seien, so dass der Anfang gleich dem Ende und das Ende gleich dem Anfang sei – den treffe der Bannfluch!